Persönlich

Lieber Christian Pfannenschmidt...

 

… Wie viel Pfannenschmidt steckt in Ihren Büchern und Filmen?

«Naja, ich will es salopp mal so sagen: Wo Pfannenschmidt draufsteht, ist auch zu 100 % Pfannenschmidt drin. (Zumindest, wenn mir beim Drehbuch nicht zu viele Leute reinreden.)

Das hat im Wesentlichen zwei Gründe: Zum Einen bin ich ein verdammt neugieriger Mann. Leidenschaftlich gerne führe ich Gespräche, betreibe Spurensuche, recherchiere. Wie lebt, denkt, spricht man als moderne Powerfrau, Sterneköchin, Sekretärin, als Anwalt, Soldat, Pfarrer? Durch die Beschäftigung mit ihnen werden meine Figuren ein Teil von mir.

Zum Anderen sagt man ja, dass ein Messgerät das Messergebnis mitbestimmt. Damit meine ich, dass natürlich in jede Geschichte, jede Figur von mir, jede Drehung und Wendung auch meine Art zu denken, zu fühlen und zu sprechen mit einfließt. Sehen Sie ja schon bei diesem Interview…» :-)

… wann sind Sie als Autor mit Ihrem Text zufrieden?»

«Och, eigentlich nie so richtig. Ich entdecke dauernd etwas, das ich gerne ’nen Tick anders geschrieben, gemacht, gesehen hätte. Möchte ständig am Text herumfummeln. Noch etwas hinzufügen oder nachträglich streichen. Aber es ist wie mit dem Großwerden der eigenen Kinder: Irgendwann muss ich loslassen.

Und wenn ich dann mit Abstand draufgucke, bin ich in den allermeisten Fällen glücklich und stolz. Besonders, wenn es Momente gibt, wo ich vergesse, dass ich das geschrieben habe und mit meinen Figuren lachen oder weinen kann, so, als sei ich nicht der Autor, sondern ein Leser oder ein Zuschauer.»

… anders als zum Beispiel in den USA steht der Drehbuchautor bei deutschen Produktionen immer im Hintergrund. Stört Sie das?»

«Nein, das stört mich gar nicht, solange ich als Autor des Werks bei der Umsetzung auch gehört werde. Im Hintergrund bleiben und trotzdem Einfluss zu haben, das genügt mir völlig. Es gibt andere, die im Rampenlicht besser aufgehoben sind. Schauspielerinnen und Schauspieler zum Beispiel …»

… wie feiern Sie Ihre Erfolge?»

«Am liebsten oft.»

… Ihre Figuren leben oft in sehr gut situierten Verhältnissen. Aber wann ist man Ihrer Meinung nach reich? Ist Ihnen Geld wichtig?»

«Finden Sie wirklich, dass meine Figuren oft reich sind? Bei Girlfriends stand zum Beispiel eine norddeutsche Metzgertochter im Zentrum, bei Vorzimmer zur Hölle ein Mädchen vom Empfang, in Willkommen zuhause sind es ein Gefreiter und eine Supermarktangestellte, bei Mandy will ans Meer ist es eine 11-Jährige aus einer sozial schwachen Familie ...

Hmm... natürlich habe ich auch über eine Modeschöpferin geschrieben (by the way die Tochter einer Haushälterin, die am Ende alles verliert) und über eine Schokoladenfabrikantenfamilie im Berlin der Jahrhundertwende. Ich glaube, was Ihnen auffällt, ist ein Motiv, das mich in der Tat beschäftigt: Der Gegensatz zwischen Arm und Reich, das Streben nach Geld, die Angst vor Verlust, die Sehnsucht nach Bedeutung. Das sind halt große Menschenthemen. Ich finde, dass rund um das Feld «Geld» - heute mehr denn je - spannende Geschichten, Dramen, Konflikte, Bewährungsproben oder Glücksverheißungen stecken.

Aber in Ihrer Frage stecken ja in Wahrheit drei Fragen. Ich will sie natürlich alle beantworten. Nach meiner Meinung ist man reich, wenn man nicht mehr weiß, wie viel man hat. Oder wenn es einem nichts bedeutet, ob man etwas hat.

Ich selber finde Geld wichtig. Nicht, um es zu horten. Sondern um so unabhängig zu sein wie möglich. Und um mich, so viel wie es geht, in sozialen Projekten zu engagieren. Ich finde immer, Geld und Großzügigkeit sollte man als Schwestern sehen.»

… Einige Ihrer Romane, wie z.B. «Die Träumerin» oder «Der Seerosenteich», werden auch als Download angeboten. Freut Sie das?»

«Natürlich freue ich mich, wenn meine Romane gelesen werden - egal in welcher Form. Und E-Books haben sich mittlerweile immerhin als eine feste Größe in unserer Lesekultur etabliert. Allerdings sind mir gedruckte Bücher lieber.

Bevor ich anfange zu schreiben, habe ich zum Beispiel so ein Ritual, das mich inspiriert - nämlich ein Buch und noch eines und noch eines: einfach in die Hand zu nehmen, darin zu blättern, ein wenig zu lesen, ja, manchmal sogar an einem alten Buch zu schnuppern. Ich mag diesen staubigen Geruch von Papier, Druckerfarbe, Leder. Das empfinde ich als schön. Es ist ein sinnliches und haptisches Erlebnis, das mir ein Download null bieten kann. Beim Download verschwindet das alles aus dem Blick.

Dabei sagt das Bücherregal eines Menschen sehr viel über seinen Besitzer. Ein nicht vorhandenes allerdings auch ...»